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30 Jahre SI Club Völkermarkt Kärnten – Unterland

    30 Jahre für uns, für unseren Club ein „ideales“ Alter

    Mit 30 sind wir nicht mehr zu jung, alles zu dürfen, worauf wir Lust haben, wir verfügen über ausreichende Erfahrungen schon und haben doch jene Ahnung von Jugendlichkeit in unserem Wesen,… und in unserer Erscheinung, die besonders engagierte und zukunftsorientierte Perspektiven und Zielsetzungen ermöglichen… und sind noch nicht so alt, dass sich vieles vielleicht nicht mehr ausgehen wird oder wir allein schon daran denken, dass sich vieles vielleicht nicht mehr ausgehen könnte.

     JA: 30 ist ein wunderbares Alter!

    Für einen Club, eine Gruppe von Menschen, eine Gruppe von Frauen, die sich zu einem gemeinsamen Ziel, zu gemeinsamen Zielsetzungen, zusammengefunden haben, ist ein 30 Jahre währender Bestand und intensiv gelebte und bewiesene Kontinuität wahrlich ein Grund für einen Feiertag!

    Mit 30 Jahren Clubgeschichte liegt schon vieles hinter uns und hoffentlich, nein ganz gewiss, noch mindestens so viel vor uns.

    Wir freuen uns sehr, dass Sie/Ihr, diesen besonderen Geburtstag unseres Clubs heute hier und mit uns feiern bzw. feiert.

    1989 bis 2019

    Was hat sich in diesen drei Jahrzehnten, in diesem langen Zeitraum getan?

    Wie hat sich unsere Welt, wie haben wir uns selbst in dieser Zeit verändert? Zwei Aspekte möchte ich in diesem Zusammenhang besonders beleuchten: Einen, der unser tägliches Leben, unser andauerndes Miteinander prägt bzw. geprägt hat: Vor 30 Jahren hatten wir gerade noch die Chance zu warten, aufeinander… einfach auf jemanden zu warten. Dieses Warten beinhaltet eine gewisse Unsicherheit, eine Unsicherheit des Treffpunktes, eine Unsicherheit des Zeitpunktes, in vielen Fällen auch eine Unsicherheit der sich Treffenden… und doch, wir haben uns immer getroffen, zumindest in den meisten Fällen, im Sinne von erwartet, vor- oder zugewartet, aufgewartet, nachgewartet…

    Wir haben ein teilweise unausgesprochenes System des vermutenden Antreffens entwickelt, ein Gefühl für Orte und Zeiten, ein Gefühl für Menschen, eine besondere Bedachtsamkeit in der Vermeidung des Alleinseins… in der Entwicklung des Miteinanders.

    Dieses Warten gehört noch zum Jahr 1989, damit auch diese Unsicherheit, kommt sie, kommt er, kommen sie… oder nicht, demnächst, gleich, bald oder irgendwann, auch nicht. Dieses Wartenkönnen der Vergangenheit setzt einen gewissen Gleichmut voraus, ob wir in 5 oder in 15 Minuten uns treffen oder losgehen werden, war vielfach irrelevant. Diese Zeit des Wartens gab uns auch Zeit für Gedanken, Beobachtungen und Vermutungen, Zeit für uns alleine… denn wir konnten durch kein Mobiltelefon, keinen Messenger und kein WhatsApp etc. vom Ausmaß der Verspätung benachrichtigt werden.

    Die Ungleichzeitigkeit der Gleichzeitigkeit war im Jahre 1989 noch nicht zur Echtzeit-Parallelität der Gegenwart geworden, diese Ungleichzeitigkeit bedeutete direkte Kommunikation, abgesehen von Festnetztelefonen, mit Viertelanschluss vielfach… aber frei von der Erreichbarkeit an jedem Ort fast und zu jeder Minute. War dies nicht eine besondere Qualität des Miteinanders, wie es vielfach im sozialen Miteinander und bei Clubsitzungen noch spürbar ist?

    Wie lässt Astrid Lindgren ihre Pippi Langstrumpf so schön sagen: „Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hinzuschauen.“

    Dreißig Jahre später warten wir nicht mehr. Sobald wir unterwegs, noch unterwegs, zu spät, ein bisschen zu spät sind oder gar nicht kommen, wird dies jedenfalls in Echtzeit mitgeteilt.  Wir sind alle ständig erreichbar, vernetzt, jeder mit  jeder und jedem, und wenn wir früher immer wieder auf jemanden gewartet haben und uns nicht ganz sicher sein konnten, ob Zeitpunkt oder Ort vielleicht doch nicht richtig sind, dann aber letztlich meistens richtige, ehrliche, unmittelbare Gespräche geführt haben, schicken wir uns nunmehr Nachrichten in jeder Form oder liken uns wechselseitig in eine scheinbare zwischenmenschliche Idylle.

    Es war früher nicht besser, da möchte ich nicht missverstanden werden, meine Gedanken sollten ein Plädoyer für ein qualitätsvolles und tiefgehendes Miteinander aber auch als ein Alleinseinkönnen verstanden werden, denn die Qualität des einen bedingt jene des anderen und ein freundschaftliches und herausforderndes Miteinander im Rahmen eines vieljährigen Clublebens mag auch Ausdruck dafür sein, dass sich die Beteiligten um dieses Gelingen erfolgreich bemühen und dies über die Jahre bewiesen haben bis zum heutigen Tag.

    Der zweite Aspekt, der für mich die Zeit vor 30 Jahren in besonderer Weise hervorhebt, ist das Zerfallen des politischen Systems des Ostblocks. Wir, in den 1970iger Jahren und davor Geborene, sind geprägt von der Tatsache, dass auf der anderen Seite der österreichischen Grenze, dh. der Ostgrenze und Teilen der Nord- und Südgrenze eine völlig andere Welt existiert hat. Die Krisen dieser Zeit, die Krisen zwischen den Systemen waren Bestandteil unseres Lebens und unserer Vorstellungswelt,… ein Grenzübertritt war immer auch von einem bestimmten Bauchgefühl begleitet, einer gewissen Spannung… bis dann nach unabwägbaren Entwicklungen im Jahre 1989 demokratische Parlamentswahlen in Polen stattfanden, die Grenzanlagen zwischen Ungarn und Österreich wieder entfernt wurden – wir alle haben das Bild im Kopf als damals der österr. Außenminister Alois Mock und sein ungarischer Amtskollege Gyula Horn mit den Bolzenschneidern die Stacheldrähte durchschnitten… und folgend am 9. November 1989 die Berliner Mauer fiel. Nichts davon ist selbstverständlich, schon gar nicht unsere Welt von heute, die uns nach zwei furchtbaren Weltkriegen in einem friedlichen, demokratischen und sozialen und rechtssicheren Österreich leben lässt.

    In diesem weltgeschichtlich so bedeutsamen Jahr 1989 wurde unser Club in Völkermarkt begründet. Aus der Motivation und dem Bestreben heraus, gemeinsam mehr als alleine erreichen zu können. Unsere Gründungspräsidentin Frau Dr. Christl Mory hatte die Initiative zur Gründung ergriffen, aufbauend auf positiven, gemeinschaftlichen Erfahrungen in ihrem Berufsleben als Direktorin einer höheren Schule, damals noch einer Mädchenschule.

    Von Anfang an und bis heute ist sie eine begeisterte Soroptimistin und lebt die Idee mit allen Sinnen und großer Überzeugung bis heute. Immer wieder ruft sie uns, ihren 26 Clubschwestern die Grundsätze des Soroptimismus in Erinnerung:

    Awareness  / Bewusstmachen

    Advocacy / Stellung nehmen

    Action / Handeln

    „Soroptimismus“ wohnt schon vom Wortlaut her der Optimismus, die lebensbejahende Grundhaltung inne.

    Sorores optimae – Beste Schwestern wollen wir sein:

    –          Füreinander als Club

    –          In unserer Region

    –          Für Frauen und ihre Kinder

    –          Für die Gesellschaft insgesamt und

    –          Für Frauen und Kinder weltweit.

    Was haben wir diesbezüglich in diesen dreißig Jahren auf den Weg gebracht, ermöglicht und geschaffen? Mehr als wir davon erzählen können oder sollten, aber ein paar Initiativen, Projekte und Aktivitäten sollten stellvertretend für viele andere vor den Vorhang treten:

    –          Die Schaffung und Unterstützung eines Sozialraums in Völkermarkt, evangelische Kirche, über einen Zeitraum von 8 bzw. 10 Jahren, zwei Mal wöchentlich, mit großer Nachfrage, dann KIK

    –          Immer wieder langfristige Betreuung und Begleitung von Frauen in spezifisch schwierigen Lebenssituationen (in enger Zusammenarbeit mit dem der Frauenberatungsstelle und den Städten und Gemeinden des Bezirkes)

    –          Die Kunstbiennale, mehrmals veranstaltet, mit Kunstwerken von CS aus ganz Österreich, veranstaltet in Völkermarkt, Leoben und Graz

    –          Flohmarkt im Rahmen des Nikolomarktes Kitsch und Kunst, nunmehr hat sich dieser Flohmarkt zum Adventfrühstück erfolgreich weiter entwickelt

    –          Konzerte: die Pianisten Paul Gulda und Jörg Demus – der Ballettmeister der zehn Finger ist im Dezember des Vorjahres verstorben, die Joh. Strauß Damenkapelle, Tonc Feinig, Udo Jürgens Tribute Band,

    –          Der KunstRadWeg und die Rosaliengrotte auf dem Hemmaberg wurden unterstützt.

    Das Engagement innerhalb des weltweiten Netzwerkes der Soroptimismus Clubs findet  vor allem in Paten-  und Partnerschaften seinen prägenden Ausdruck.

    Wir sind Patinnen des Clubs Lavant-Wolfsberg, St. Veit an der Glan und Wörthersee/Pörtschach. Ganze besondere Freundschaften und Partnerschaften verbinden uns mit den Schwestern in Ljubljana und Bamberg/Kunigunde.

    Wir haben langjährige Patenschaften für Mädchen in Tansania übernommen, um ihnen den Schulbesuch zu ermöglichen.

    Kulturelle und geschichtliche Markierungen unserer Region sind uns ein besonders Anliegen. Wir helfen und unterstützen anonym, direkt und unbürokratisch.

    Im Sinne der Grundprinzipien des Soroptimismus möchten wir alle als Club Kärnten-Unterland Völkermarkt weiterhin mit wachem Geist und aufmerksamem Bewusstsein durchs Leben gehen, dort wo es nötig ist, Stellung beziehen, nicht Teil der schweigenden Masse sein und tatkräftig handeln und Zeichen setzen, wenn es um Menschenwürde, kulturelle Identität  und unfaire Bedingungen geht.

    Barbara Pucker, 25.05.20218